Ein Museum in Everswinkel: Für einige Everswinkler ein Alptraum, für die Mehrheit ein langersehnter Wunschtraum. Auch ein Bürgerbegehren konnte die Befürworter und Förderer nicht ausbremsen.
Der erste Spatenstich erfolgte am 3.11.2003, das Richtfest erfolgte bereits 100 Tage später am 8. März 2004 und die feierliche Schlüsselübergabe und die Einweihung fand unter großer Beteiligung vieler Everswinkler am 17.Juli 2004 statt.
Die Notwendigkeit eines größeren Gebäudes und Ausstellungsraums ergab sich aus der immer umfangreicher werdenden Sammlung alter Maschinen und Geräte durch den Vorsitzenden des Heimatvereins Ewald Stumpe. Diese waren dezentral auf mehreren Höfen in Everswinkel und seit 1988 schwerpunktmäßig in der Schützenscheune auf dem Hof Schulze Kelling untergebracht. Die Lagermöglichkeiten waren sehr beengt. Die Vorführung der Gerätschaften war nur mit erheblichem Aufwand möglich.
Als dann Anfang der 1990iger Jahre der Gemeindedirektor Hermann Walter die rhetorische Frage stellte, wie man Geschichte interessant machen könne und was man den Besuchergruppen hier in Everswinkel als Programm bieten könne, was andere Nachbargemeinden noch nicht hätten, war dies der erste Anstoß für ein Museum. Darin sollte die bereits vorhandene Sammlung ausgestellt werden. Ziel war es insbesondere, die frühere Arbeitsweise der historischen Geräte aus der Zeit vor der Mechanisierung und Modernisierung der Landwirtschaft praktisch vorzuführen und zum Mitmachen zu animieren.
Der Museumsgedanke war geboren. Das Projekt startete unter dem Namen "Bauernhof liv(f)e". Durch die Bemühungen und die Verhandlungen von Politikern nahezu aller Parteien, mit Hilfe von Rat und Verwaltung der Gemeinde Everswinkel und dem ehrenamtlichen Einsatz des Bürgerschützen und Heimatvereins St. Hubertus gelang es, ein tragfähiges und finanzierbares Konzept zu entwickeln. Das Bauernhof liv(f)e-Projekt konnte mit 179.000 Euro aus Mitteln des Städtebauförderungsprogramms unterstützt werden, nachdem Spendenzusagen in Höhe von über 150.000 Euro, insbesondere von der Sparkasse Münsterland Ost vorlagen. 40.000 Euro steuerte die Gemeinde Everswinkel bei, 30.000 Euro brachte der BSHV über Eigenleistungen ein.
Zum Standort gab es mit der Hofstelle Schulze Kelling keine Alternative. Zu der
bereits als Lagerraum genutzten Schützenscheune und dem alten Speicher sollte
eine größere Ausstellungshalle kommen.
Für die Namensfindung letztendlich mitentscheidend war die gängige Praxis
bereits vor dem Museums Bau, die Besucher bei den Gerätedemonstrationen zum
Mitmachen zu animieren. Der komplette Name "Everswinkel's Mitmach-Museum Up'n Hoff"
findet sich im Logo vor einem stilisierten Scheunentor wieder.
"Mit dieser Bezeichnung sind alle Bedingungen an einen Namen erfüllt: Er ist kurz, prägnant, zutreffend, bodenständig und zeitlos. Er ist sinnvoll für Maschinen von gestern und Menschen von heute", so begründete der Projektrat seinerzeit seine Entscheidung nach einer öffentlich ausgeschriebenen Namensfindung. Mit den plattdeutschen Worten Up'n Hoff ist der Bezug zur Landwirtschaft und den Bauerhöfen hergestellt und wird gleichzeitig auf den Ausstellungsschwerpunkt hingewiesen.
Bauherr und Eigentümer war und ist bis heute die Gemeinde Everswinkel. Sie stellte heute den gesamten Gebäudekomplex dem Heimatverein im BSHV mietfrei zur Nutzung als Museum zur Verfügung. Träger und Betreiber des Museums ist der Heimatverein. Die Ausstellungsexponate sind — von wenigen Ausnahmen abgesehen — Eigentum des Heimatvereins; sie wurden größtenteils gespendet, vereinzelt aber auch käuflich erworben. Alle grundsätzlichen Entscheidungen zum Museumsbetrieb trifft ein "Projektrat", bestehend aus Vertretern der Gemeinde, des BSHV, dem Heimatverein, dem Verkehrsverein und der Freie Waldorfschule Everswinkel. Der Verkehrsverein hat das Marketing übernommen. Ein ehrenamtlich tätiges Organisations-Team ist verantwortlich für alle "täglichen" Arbeiten im und am Museum, insbesondere für Vorbereitung, Gestaltung und Durchführung der Aktionstage. Die Museumsführungen und die Vorführungen mit speziellen Themen übernehmen zurzeit vier Referenten.
Einige Eckdaten zur weiteren Chronologie bedeutsamer Anschaffungen und Erweiterungen:
In den ersten Jahren konnte vom Gebäudekontrakt des alten Speichers nur die Werkstatt genutzt werden. Mit erneut viel Eigenleistung wurde im Herbst 2007 und Frühjahr 2008 im Erdgeschoss eine Cafeteria eingerichtet und der alte Steinofen wieder in Betrieb gehommen. In der zweiten Etage wurde zusätzlicher Ausstellungsraum hergerichtet.
Das Mitmachmuseum up'n Hoff präsentiert sich heute als ein kulturhistorisches Museum mit alten Geräten und Maschinen aus der Landwirtschaft, vielen Gegenständen aus den ländlich-dörflichen Haushalten und einer umfangreichen Sammlung zum Thema Vom Flachs zum Leinen. Wir bieten ein kulturpädagogisches Angebot für Schulen und Kindergärten und sind beliebter Anziehungspunkt für viele auswärtige Gäste.