Das Wohnhaus der Familie Roberg

1948? : Das Wohnhaus der Familie Roberg

Aus der Festschrift zum Jubiläum 50 Jahre Molkerei Roberg / Everswinkel
Am 12.Oktober 1950 ist ein halbes Jahrhundert vergangen, seitdem mein Vater, Josef Roberg, die Molkerei Everswinkel in Betrieb genommen hat.
Diese kleine Schrift soll davon erzählen, wie unsere Eltern mit nimmermüdem Fleiß die Grundlagen eines schönen Werkes schufen und in einem Leben voll Arbeit und Erfolgen vollendeten. Sie soll damit ein bescheidenes Denkmal unserer kindlichen Dankbarkeit und des Dankes gegen Gott werden, der ihr Werk gesegnet hat.
Es war im Jahre 1900, als mein Vater in Everswinkel an der Ecke Totenstraße-Siegenort ein Grundstück kaufte, wobei ihn Baurat Löfken aus Münster beriet. Das Gebäude war zum großen Teil abgebrannt oder sehr baufällig geworden und nur ein ziemlich großer Stall sowie einige kleine Nebengebäude konnten noch verwandt werden. Dieser Stall wurde zur Molkerei umgebaut. Die Molkereieinrichtung wurde aus der Molkerei Offenbach käuflich erworben, und so konnte der Betrieb Ende des gleichen Jahres beginnen. Etwa vierzig Bauern hatten sich durch Vertrag zur Milchanlieferung verpflichtet, die im Anfang etwa tausend Liter täglich lieferten. An den heutigen Umsätzen gemessen, war das ein recht kleiner Betrieb, aber alle solide Arbeit hat ja einmal klein begonnen.
Mein Vater war damals 36 Jahre alt, er stand also auf der Höhe seiner Leistungsfähigkeit, und unsere weitschauende und geschäftstüchtige Mutter war ihm nicht nur in Haus und Küche, sondern auch im Betrieb eine tatkräftige Helferin. So scheint das Unternehmen schnell einen günstigen Aufschwung genommen zu haben. Fast gleichzeitig mit der Milchverabeitung wurde ein Eier- und Geflügelversandgeschäft aufgenommen. Bereits ein Jahr später konnte ein neues Wohnhaus errichtet werden.
Sechs Jahre später, im Jahre 1907, erfolgte der Neubau eines Schweinemaststalles für 500 Tiere, es wurden also auch in dieser Richtung die günstigen örtlichen Verhältnisse betriebswirtschaftlich ausgenutzt.
Etwa zu gleicher Zeit wurde den wachsenden technischen Anforderungen entsprechend im Betriebe eine Stromerzeugungsanlage geschaffen und damit auch dem Dorf Everswinkel gleichzeitig eine Stromversorgungsquelle zugänglich gemacht.
In den schweren Kriegsjahren 1914-1918 mußte sich den Betrieb den neuen Verhältnissen anpassen und stellte sich auf Frischmilchversand ein. Nach Kriegsende wurde im Jahre 1919 eine Holländer-Käserei eingerichtet. Hiermit wurde zum ersten Male in Westfalen der Versuch unternommen, Holländerkäse herzustellen. Seit dem Jahre 1924 war mein Vater bestrebt, seine Käseerzeugnung an Kleinhändler im Münsterland abzusetzen, und es wurde zu diesem Zweck im darauffolgenden Jahr ein Lieferwagen erworben.
Die Käseerzeugung dehnte sich weiter aus. Vor dem zweiten Weltkrieg konnten mit zwei Lieferwagen 90% der Käseerzeugung an den Kleinhandel angesetzt werden.
Von großer Bedeutung für die wirtschaftliche Sicherung des Betriebes war die Einrichtung einer Schmelskäserei im Jahre 1927.
Die schweren Krisenjahre 1929-1934 ließen keine technischen Betriebsverbesserungen zu. Inzwischen hatte sich aber die Milchanlieferung auf jährlich 4 Millionen Liter gesteigert, deren ordnungsgemäße Verarbeitung im dem zu klein gewordenen, veralteten Betrieb nicht mehr möglich war. Daher wurde im Jahre 1935 ein Molkereineubau in Angriff genommen, der am 1. April 1936 vollendet war. Damit eröffneten sich neue technische und wirtschaftliche Möglichkeiten, die mein Vater noch in ihren Umrissen festlegen konnte.
Zu ihrer Vollendung ist er nicht mehr gekommen, denn am 11. Juni 1941 hat ihn ein jäher Tod aus seinem Leben und Schaffen herausgerissen. So blieb es ihm versagt, sein Werk zu vollenden. Freilich blieben ihm auch schwere Stunden und der furchtbare nationale Zusammenbruch erspart.
Seinen Kindern blieb nicht weiter zu tun, als sein Werk weiterzuführen und seine Pläne zu vollenden. Alles wie es heute steht, ist letzten Endes sein Werk. . . . (weiterer Text: Danksagung)

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