Landwehr = Bodendenkmal, Schuter

Landwehr = Bodendenkmal

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Nicht sehr lange, aber breite, sehr dicht bewachsene, doppelte Landwehr

Quelle: Gemeinde Everswinkel, Denkmal-Kartei, Blatt B 2, unter Nr. 7: Charakteristische Merkmale

Landwehren Im 14. Jhd. tauchte dieses Wort erstmalig auf, und vom Norden bis zum Süden wußte jedermann es zu deuten. In jenen bewegten Zeiten, wo Räuberei und Überfall an der Tagesordnung waren, musste etwas zum Schutz von Territorien und Besitz getan werden. Es wurden Wälle gebaut und Hecken gepflanzt. Man nutzte Flussläufe und Sümpfe, um dem Gegner jeglichen Angriff zu erschweren. Schon das Vorhandensein solcher Anlagen hielt manchen Räuber fern.

So entstand in Jahrhunderten ein dichtes Netz von Befestigungen auch in Westfalen. Die Zugehörigkeit eines Teilstückes zum jeweiligen Grundherrn ist heute kaum mehr auszumachen. So gibt es Landwehren, die ein Kirchspiel, Amt, Stift, einen Adelsbesitz oder auch einen Schulzenhof umgeben haben. Der Bau der kilometerlangen Wälle ist eine gewaltige Leistung gewesen, wenn man bedenkt, dass nur Menschenkraft dafür eingesetzt werden konnte. Überwacht und organisiert wurden die Arbeiten von den Gografen, die auch Gerichtshoheit hatten. Waren die Erdarbeiten beendet, wurde alles mit dichtem Bewuchs versehen. So wurden gepflanzt: Hainbuche, Haselnuß, Heckenrose, Schwarzdorn und Brombeeren. Durch Querflechtung wurde ein undurchdringliches Dickicht geschaffen. Mannshoch musste es geschnitten werden.

Das Domkapitel von Münster mahnte die Gaugrafen u.a. des Gogerichtes Telgte: "Soll ein jedes Kirspel seine Landwehr in fleißige Aufsicht haben, dieselbe zu graben, zu heggen in guter Festung undt Vrechten halten - nicht das Holtz davon verkauffen - sondern - nach Gueth befinden undt vorhin eingeholter Ordre des Gografen so viel nöthig in die gemeine Wege verbrauchen." In gefahrvollen Zeiten wurden Bürger und Bauern zur Bewachung und zur Verteidigung der Landwehren eingesetzt.

Zahlreiche Familiennamen weisen auf Landwehren hin. An die Straßendurchgänge erinnern die Namen, Bäumer, Baumhüter, Wittlerbäumer, Stadtbäumer usw. Heute sind die Landwehren auf lange Strecken kaum noch erkennbar. Durch Umwandlung der Landschaft, dazu gehörte auch die Flurbereinigung, sind viele Landwehren zerstört worden. Die Umfunktionierung zu Abwassergräben war allgemein. Auch manche heutige Wallhecke war vielleicht eine Landwehr. In ihrer Mächtigkeit im Profil beeindruckt die Landwehr in den Baumbergen, die kilometerlang auf dem Kamm zwischen Schapdetten-Havixbeck verläuft. Von den Landwehren in Kinderhaus sind heute noch einige Teilstücke erhalten geblieben. Sie stehen, soweit sie bekannt sind, unter Denkmalschutz.

Mit Einführung der Feuerwaffen sank auch die Bedeutung der Landwehren als Schutz für Land und Besitz. Reste davon sind heute noch Markierungsgrenze in modernen Katasterblättern.

Quelle: Karl Weerth, Westf. Forschungen des Provinzialinstitutes für Landes- und Volkskunde, Bd. 1/1938

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