Fachwerkspeicher, Müssingen 35

Fachwerkspeicher

Foto vom 20.01.2003
 

Fachwerkspeicher auf dem Hof Schulze Umgrove

Zweigeschossiger Fachwerkspeicher; pfannengedecktes Krüppelwalmdach; zwei Kamine, vordere Giebelfassade mit drei übereinanderliegenden Speichertüren im Giebeltrapez; großes Tor im Erdgeschoss; massiver erneuerter Sockel; Speichertür im Obergeschoss flankiert von Sprossenfenstern; linke Traufseite mit zwei Fenstern im Erdgeschoss und einem im Obergeschoss; zwei Schwellenbalken übereinander als Geschosstrennung; rechte Traufseite mit drei Fenstern und Tür; zwei alte Holzsprossenfenster und eine eingebrochene Gefachöffnung im Obergeschoss, Rückgiebelfassade mit zwei alten Sprossenfenstern im Obergeschoss und im Giebeltrapez; ähnlicher Fachwerkspeicher, allerdings renoviert, beim Nachbarhof Schulze Zurmussen; in der Gemeinde Everswinkel nur vereinzelt auftretender Typus eines Speichers mit Krüppelwalmdach.

Der Speicher gehört zu einer Hofanlage, deren Haupthaus erst 1947 entstand, jedoch durchaus auch schon als Denkmal bewertet werden könnte. Die Entstehung des Speichers dürfte in der Mitte des 19. Jahrhundert anzusetzen sein. Der Erhaltungszustand des Fachwerkgerüstes ist als relativ gut zu bezeichnen. Reparaturbedürftig ist insbesondere die Dacheindeckung sowie die Backsteinausmauerung der Fachwerkfelder. Das Innere des Speichers ist in beiden Geschossen durch eine Mittel-Längs-Wand zweischiffig unterteilt. Von einem früheren Backofen ist nur noch der breite Schornstein erhalten. Der Bau eines zweiten kleineren Schornsteins hing mit der zwischenzeitlichen Wohnnutzung des Speichers nach dem 2. Weltkrieg zusammen. Die für diese Nutzung vorgenommenen insgesamt geringfügigen baulichen Veränderungen haben keinen Denkmalwert.

Der Speicher ist als typisches bäuerliches Nebengebäude bedeutend für die Entwicklung der ländlichen Arbeits- und Produktionsverhältnisse in Everswinkel.Es ist ein Gebäude, welches in seiner Funktion traditionell dem hauswirtschaftlichen Tätigkeitsbereich zugerechnet wurde und deshalb auch in der Nähe des Wohnteils des Bauernhauses stand. Im vorliegenden Fall ist vor allem die Funktion als Backhaus und Kornspeicher überliefert. Für die Erhaltung und Nutzung sprechen bauentwicklungsgeschichtliche und volkskundliche Gründe, da das Gebäude einerseits das lange Festhalten an einer für bäuerliche Speicher in Everswinkel bereits um 1800 ausgeprägten Gestaltung und Bauweise (z.B. Speicher Schulze Wemhove von 1804 in Alverskirchen) dokumentiert und andererseits als typischer Bestandteil einer größeren Hofanlage auf einen wichtigen Teilbereich der früheren Arbeitswelt verweist.

Quelle: Gemeinde Everswinkel, Denkmal-Kartei, Blatt A 35, unter Nr. 7: Charakteristische Merkmale, eingetragen am 20.01.2003

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